Vonovia SE05
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05.11. 10:45

ROUNDUP: Vonovia will auch 2026 operativ mehr verdienen - Aktie verliert


BOCHUM (dpa-AFX) - Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia hat in den ersten neun Monaten dank höherer Mieteinnahmen trotz weniger Wohnungen mehr verdient. Auch das Geschäft mit Zusatzleistungen und der Verkauf von Immobilien trugen zum Anstieg des operativen Ergebnisses bei. "Nach drei Jahren der Stagnation wachsen wir jetzt wieder mit hoher Dynamik - wie vor der Krise", sagte der scheidende Vonovia-Chef Rolf Buch bei der Vorlage von Zahlen am Mittwoch. Der Vorstand des Dax-Konzerns bestätigte seine im Sommer erhöhten Ziele für das laufende Jahr und kündigte für 2026 erneut höhere Ergebnisse an. Die Vonovia-Aktie gab am Vormittag jedoch um zuletzt 0,7 Prozent nach.

Der Konzern profitiert weiterhin wie alle Vermieter von einer hohen Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten. "Wir sind vollvermietet und die Nachfrage ist ungebrochen hoch", sagte Buch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die monatliche Miete stieg in den ersten neun Monaten auf im Schnitt 8,28 Euro pro Quadratmeter - das waren 4,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland betrug die durchschnittliche Monatsmiete per Ende September 8,11 Euro pro Quadratmeter.

Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte in den neun Monaten auch dank guter Geschäfte mit Dienstleistungen im Jahresvergleich um 6,4 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro zu. Auch habe sich der Transaktionsmarkt so gut stabilisiert, dass der Immobilienkonzern die von ihm geplanten Preise beim Verkauf von Wohnungen auch realisieren könne, erläuterte der Vonovia-Chef.

Unter dem Strich erwirtschaftete Vonovia einen Gewinn von rund 3,4 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen aufgrund von Abwertungen im Immobilienportfolio noch einen Verlust von rund 592 Millionen Euro verbucht.

Nach milliardenschweren Verlusten aufgrund der Abwertung von Immobilien und zwei Jahren Bilanzschonung soll Vonovia wieder wachsen. So rücken die während der Stabilisierung zurückgefahrenen Geschäftsbereiche in den Fokus, etwa die Projektentwicklung und zusätzliche Dienstleistungen rund um Immobilien.

Bis 2028 sollen diese Bereiche 20 bis 25 Prozent zum bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen beitragen. Derzeit steuerten die Geschäfte außerhalb der Vermietung 13 Prozent zum Gesamtergebnis bei, sagte Buch. Im vergangenen Jahr habe der Anteil 9 Prozent betragen.

Insgesamt peilt das Management für 2028 einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda) von 3,2 bis 3,5 Milliarden Euro an. Das wäre bis zu einem Drittel mehr als 2024. Dazu will Vonovia mehr investieren. Der Konzern setzt verstärkt auf serielle Sanierung und seriellen Neubau.

Im laufenden Jahr will er 1,2 Milliarden Euro in energetische Sanierung, Neubau und den Ausbau von Photovoltaik und Wärmepumpen stecken. Im kommenden Jahr soll der Betrag auf 1,4 Milliarden Euro wachsen. Bis 2028 sollen sich die Investitionen auf etwa zwei Milliarden Euro pro Jahr im Vergleich zu 2024 mehr als verdoppeln.

Auch will Vonovia künftig unsanierte Immobilienbestände kaufen und auf Vordermann bringen. Zudem nahm das Unternehmen wieder den Neubau mit 3.000 Wohnungen auf. 2023 und 2024 hatte Vonovia in der Branchenkrise keine Neubauprojekte begonnen. Bereits angefangene Projekte hatte der Konzern aber weitergeführt.

Für 2026 peilt der Vorstand einen bereinigten Vorsteuergewinn von 1,9 Milliarden bis 2,0 Milliarden Euro an. Das wäre mindestens so viel wie die für das laufende Jahr angestrebten 1,9 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll im kommenden Jahr auf 2,95 Milliarden bis 3,05 Milliarden Euro zulegen. Für 2025 hat das Unternehmen etwa 2,8 Milliarden Euro im Visier.

Analyst Neil Green von JPMorgan sprach von einem "begrüßenswerten Update" des Immobilienkonzerns, das sich mit einer soliden Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr paare. Der neu gegebene Ausblick auf 2026 unterstreiche Wachstum. Ausgehend vom aktuellen Aktienkurs sieht er ordentliches Aufwärtspotenzial.

Zum Jahresende verlässt Unternehmenschef Buch den unter seiner Regie groß gewordenen Branchenführer. Nachfolger wird der ehemalige SAP-Manager und derzeitige Vodafone-Finanzchef Luka Mucic.

Buch hatte die Leitung von Vonovia 2013 übernommen und den Konzern schnell an die Börse gebracht. Mit einem Expansionskurs schuf der ehemalige Bertelsmann-Manager den größten deutschen Immobilienkonzern. So übernahm Vonovia unter anderem Gagfah, Buwog und den Berliner Konkurrenten Deutsche Wohnen . Zuletzt hatte Buch Vonovia durch die Immobilienkrise manövriert.

Vonovia besitzt als Europas größtes privates Wohnungsunternehmen rund 533.000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich./mne/stw/mis