Commerzbank AG05
06.11. 21:59 31,730€ -2,19%
UniCredit S.p.A.05
06.11. 21:55 63,350€ -1,39%
06.11. 12:53

ROUNDUP 2: Commerzbank enttäuscht mit Gewinnrückgang - Aktie sackt ab


(neu: Aussagen aus Pressekonferenz zu Unicredit und Treffen Knof/Orcel, weiterer Analystenkommentar, aktualisierte Kursreaktion, Neunmonatsergebnisse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die von der Unicredit bedrängte Commerzbank sieht sich dank eines starken Tagesgeschäfts auf gutem Weg zu ihrem angepeilten Jahresüberschuss von rund 2,5 Milliarden Euro. Dazu soll das Zinsergebnis noch etwas mehr beitragen als bisher erwartet, wie der Dax-Konzern in Frankfurt mitteilte. Höhere Zinseinnahmen sollen eine zuletzt gestiegene Steuerlast ausgleichen. Im dritten Quartal musste die Bank unter dem Strich jedoch überraschend einen Gewinnrückgang hinnehmen. An der Börse kamen die Neuigkeiten schlecht an.

Am Morgen ging es für die Commerzbank-Aktie zeitweise um mehr als vier Prozent abwärts. Um die Mittagszeit lag sie noch mit 2,6 Prozent im Minus bei 31,70 Euro und gehörte weiterhin zu den größten Verlierern im Dax. Dennoch hat sich ihr Wert im bisherigen Jahresverlauf mehr als verdoppelt.

Während Branchenexperte Andreas Pläsier vom Analysehaus Warburg Research von starken Ergebnissen sprach, bewerteten andere Analysten die Quartalszahlen als durchwachsen. Nach Ansicht von Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC hat die Commerzbank die Markterwartungen im dritten Quartal auf den ersten Blick verfehlt. Allerdings habe es in den Details einige ermutigende Entwicklungen gegeben, vor allem bei den Geschäftskunden.

Im dritten Quartal steigerte die Commerzbank ihre Erträge im Jahresvergleich um gut 7 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Höhere Einnahmen aus Provisionen machten einen leichten Rückgang des Zinsüberschusses mehr als wett. Der Vorsteuergewinn fiel deshalb und dank einer geringeren Vorsorge für mögliche Kreditausfälle mit gut einer Milliarde Euro sogar 16 Prozent höher aus als ein Jahr zuvor.

Der Überschuss sank jedoch wegen einer gestiegenen Steuerlast überraschend um fast 8 Prozent auf 591 Millionen Euro. Analysten hatten mit einem leichten Anstieg gerechnet.

Auch in den ersten neun Monaten 2025 blieb der Gewinn unter dem Strich mit rund 1,89 Milliarden Euro leicht unter dem Wert des Vorjahreszeitraums - obwohl die Commerzbank dank eines starken Tagesgeschäfts operativ das beste Ergebnis in ihre Geschichte erzielte. Das ermöglichte es dem Institut aber, Rückstellungen von 553 Millionen Euro für den Stellenabbau wegzustecken.

Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp zeigte sich denn auch in Teilen optimistischer für das Gesamtjahr. So soll der Zinsüberschuss nun rund 8,2 Milliarden Euro erreichen und damit rund 200 Millionen Euro höher ausfallen als bisher gedacht. Analysten hatten bereits mit einem Wert in dieser Größenordnung gerechnet. Zudem will die Bank weniger als die bisher veranschlagten 850 Millionen Euro für faule Kredite zurücklegen. Das wäre allerdings immer noch mehr als im Vorjahr.

Im Gesamtjahr 2024 hatte die Commerzbank einen Rekordgewinn von knapp 2,7 Milliarden Euro erzielt. Dennoch streicht die Bank bis Ende 2027 etwa 3.900 Vollzeitstellen, 3.300 davon in Deutschland. Der Abbau teurer Stellen soll dazu beitragen, dass das Geldhaus in den nächsten Jahren mehr Geld verdient - und seine Aktionäre ihm treu bleiben, statt Anteile an die italienische Großbank Unicredit zu veräußern.

Seit September 2024 wehrt sich das Institut gegen Übernahmegelüste der Unicredit. Die italienische Großbank ist inzwischen mit gut 26 Prozent größter Aktionär der Commerzbank und hat über Finanzinstrumente Zugriff auf weitere gut drei Prozent der Anteile. Zweitgrößter Aktionär ist weiterhin der deutsche Staat, der die Commerzbank in der Finanzkrise 2008/2009 mit Milliardensummen vor dem Aus gerettet hatte.

Unicredit-Chef Andrea Orcel würde die Commerzbank gerne ganz schlucken, schreckt aber wegen des hohen Aktienkurses bislang davor zurück. Ab der Schwelle von 30 Prozent müssten die Italiener ein Übernahmeangebot für die restlichen Aktien abgeben.

Dass sich ihr Vorgänger Manfred Knof im September 2024 nach dem Einstieg der Unicredit und kurz vor seinem Abtritt mit Orcel getroffen hat, habe der Vorstand "erst vor wenigen Wochen über die Presse erfahren", sagte Orlopp. Auch der Aufsichtsrat habe bis dato nichts von dem Treffen gewusst. "Ich war ausgesprochen überrascht", sagte Orlopp./stw/ben/lew/stk