28.12. 17:49

Banaszak: Gesellschaft glücklicher, wenn weniger ungleich


BERLIN (dpa-AFX) - Der Grünen-Vorsitzende Felix Banaszak will Fragen sozialer Gerechtigkeit stärker in den Mittelpunkt der Arbeit seiner Partei stellen. "Wir widmen uns seit Jahrzehnten der sozialen Gerechtigkeit - aber das Thema wird noch nicht ausreichend mit uns in Verbindung gebracht. Es ist mein Anspruch, das zu ändern", sagte Banaszak dem Portal "web.de News".

"Ich glaube fest daran, dass eine Gesellschaft am Ende glücklicher ist, wenn sie weniger ungleich ist." Die zentralen Gerechtigkeitsfragen seien in Deutschland nicht ausreichend beantwortet, bemängelte der Grünen-Chef.

Beispielhaft nannte er Lebensmittelpreise und Mieten. Hinter Preissteigerungen von Lebensmitteln steckten meist nicht Ernteausfälle, sondern Lebensmittelkonzerne, die ihre Monopolstellung ausnutzten, kritisierte Banaszak. "Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit." Wohnen sei zur sozialen Frage unserer Zeit geworden. "Wenn Mieten schneller steigen als Einkommen, dann läuft etwas grundlegend falsch."

Banaszak plädiert für mehr Gelassenheit

Als Anspruch an seine Partei formulierte Banaszak, die Grünen müssten "ökologisch ambitioniert, konsequent sozial gerecht und gleichzeitig entspannt sein im Umgang mit Menschen, die nicht so ticken wie wir".

Dazu gehöre, Menschen, die auf ein Auto angewiesen seien, kein schlechtes Gewissen zu machen, sondern dafür zu sorgen, "dass so viele wie möglich so oft wie möglich entspannt auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen können". Auch dürfe man niemanden beschämen, der sich Geld zusammenspart, um in den Urlaub fliegen zu können. "Nicht in Ordnung ist aber, wenn extrem Reiche schambefreit jedes Wochenende zum Shoppen in eine andere Stadt jetten", sagte Banaszak. Da müsse die Politik ansetzen.

Die Ablehnung seiner Partei in Teilen der Gesellschaft ist aus Sicht des Grünen-Vorsitzenden Folge einer emotionalen Kluft. Diese wolle er überwinden. "Ich rate uns zu einer gewissen Gelassenheit im Umgang mit Menschen, die nicht alles an uns gut finden", sagte er mit Blick auf seine eigene Partei.

Er selbst gehe mit Menschen respektvoll um, die zum Beispiel zum russischen Krieg gegen die Ukraine eine andere Haltung vertreten als er selbst. "Wenn jemand an der militärischen Unterstützung für die Ukraine zweifelt, muss man ihm nicht gleich Kreml-Propaganda unterstellen", sagte Banaszak. Das verschließe den Diskussionsraum, anstatt ihn zu öffnen./kli/DP/he